„Kaffeefront“ und „Sündige Grenze“: Das Aachener Grenzland war in
der Nachkriegszeit ein Dorado der kleinen und der großen Schmuggler.
Dabei kamen Utensilien wie Milchkannen mit doppeltem Boden oder Mäntel
mit versteckten Taschen zum Einsatz. Das Centre Charlemagne und das
Aachener Zollmuseum suchen solche „Schmugglerwaren“. Denn im Herbst
soll eine Wechselausstellung die dramatischen Ereignisse der
„Schmuggelzeit“ ins Visier nehmen. Daher bitten die Wissenschaftler
der beiden Museen alle Bürgerinnen und Bürger des euregionalen
Grenzgebietes – vom Selfkant über Eupen bis zur Eifel – darum, in
Dachböden und Kellern auf Spurensicherung zu gehen und Fundstücke zur
Begutachtung vorbeizubringen. Interessante Objekte sollen dann in der
Herbst-Ausstellung präsentiert werden.
Bringt „Schmugglerware“ vorbei!
Am Sonntag, 17. Mai 2015,
von 11.00 bis 17.00 Uhr
im Foyer des Centre Charlemagne
Katschhof 1, 52062 Aachen
(Internationaler Museumstag)
In der Region zwischen Niederrhein und Eifel, vor allem aber im
Aachener Grenzgebiet, wurde zwischen 1945 und 1953 intensiv
geschmuggelt. Mit von der Partie: Normalbürger, die aus blanker Not
handelten, und hoch professionelle Banden, für die der Schmuggel ein
einträgliches Geschäft war. In beiden Fällen gingen die Beteiligten ein
hohes Risiko ein. Die Zollbehörden des Bundes waren stark auf die Region
konzentriert. Nicht selten kam es zu gewaltsamen und zuweilen tödlichen
Konfrontationen, denen binnen weniger Jahre mehr als 30 Menschen zum
Opfer fielen – die meisten von ihnen Schmuggler. Die „Aachener
Kaffeefront“ wurde zum Politikum der frühen Bundesrepublik, und sie
gehört zu den prägendsten gesellschaftlichen „Grenz“-Erfahrungen der
heutigen Euregio. Dabei hatte es bereits in den 1920er Jahren – zur
Zeit der Inflation und der Weltwirtschaftskrise – vergleichbare
Entwicklungen im Aachener Grenzland gegeben.
Die Wissenschaftler des Centre Charlemagne und des Zollmuseums gehen
davon aus, dass auf den Dachböden und in den Kellern der Euregio noch
viele Objekte oder Dokumente der Schmugglerzeit schlummern,
beispielsweise Schmuggelverstecke und Schmuggelutensilien, ehemaliges
Schmuggelgut, Fotos und Fotoalben, persönliche Erinnerungsstücke…
Generell sind Objekte aller Art interessant, die einen Einblick in die
Ereignisse der damaligen Zeit geben. Hierzu gehören natürlich auch
Gegenstände aus dem Kreis der Zoll- und Polizeibehörden wie etwa
Aufzeichnungen oder Ausrüstungsgegenstände. Und natürlich interessieren
auch Erinnerungsstücke der einfachen Leute, die an der Grenze gelebt
oder als Grenzgänger gearbeitet haben.
Die Sammelaktion hat das Ziel, die Hinterlassenschaft der
„Schmuggelzeit“ umfassend zu sichern, für die Öffentlichkeit
aufzubereiten und für die Nachwelt zu erhalten. Da das Zollmuseum in
Zukunft auch andere Themen rund um „Grenze“ darstellen möchte, die in
der bisherigen Ausstellung noch nicht vertreten sind, besteht auch an
anderen grenz- und zollgeschichtlichen Themen großes Interesse. Die
Sammelaktion richtet sich daher auch an diejenigen, die andere, nicht
aus der „Schmuggelzeit“ stammende Objekte oder Dokumente (z.B.
Filmaufnahmen) zur Verfügung stellen möchten.
Wer am 17. Mai keine Zeit hat vorbeizukommen, kann sich mit
interessanter „Schmuggelware“ gerne direkt an Dr. Thomas Müller vom
Zollmuseum wenden, Tel. +49 241 432 4945, E-Mail:
thomas.mueller@mail.aachen.de.