Das Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen, das die größte öffentliche Sammlung dieser Kunstbewegung im europäischen Raum beherbergt, unternimmt nun erstmals eine umfassende Aufarbeitung und Neubewertung des Themas, mit der Ausstellung „Pattern and Decoration. Ornament als Versprechen“. Sie ist vom 21. September 2018 bis 13. Januar 2019 zu sehen.
Ihren politisch-globalen Anspruch und ihre Kritik am Eurozentrismus artikuliert die Bewegung durch eine Ästhetik mitreißender Leichtigkeit und verführerischer Schönheit: mit Arbeiten, die Sinnlichkeit, Farbe und Muster feiern und in denen gleichermaßen sozialkritische Inhalte und das Erlebnis unmittelbarer Lebensfreude transportiert werden. Gemeinsam ist allen Arbeiten der Pattern and Decoration-Bewegung das Spiel mit dem Ornament und eine auffällig dekorative Wirkung. Viele Motive verweisen auf ein reiches Erbe traditioneller Farben und Formen aus verschiedensten Kulturen wie der islamischen, mexikanischen, nordamerikanisch-indianischen, welche die KünstlerInnen auf Reisen studieren. Die Nähe zur Folklore wird nicht nur in Kauf genommen, sondern als Gegenentwurf zum hegemonialen Museums- und Kunstbetrieb durch den Einsatz traditionell weiblicher Handwerkstechniken wie Nähen bewusst provoziert.
Aktueller denn je: das Aufbrechen eurozentristischer Kunstgeschichte
Mit rund 65 Arbeiten wird erstmals in Europa wieder die ganze Vielfalt der Pattern and Decoration-Bewegung gezeigt: von orientalisch anmutenden Mosaiken über monumentale Textilcollagen, Malereien und Grafiken bis hin zu Rauminstallationen und Video-Performances. Hinzu kommen ausgewählte zeitgenössische Arbeiten etwa von Polly Apfelbaum, Christine Streuli oder Rashid Rana. Sie zeigen auf, wie sehr die formalen und inhaltlichen Errungenschaften von Pattern and Decoration bis heute nachwirken.
Das Interesse der Bewegung an Bildelementen nicht-westlicher Kunstströmungen ist im Zuge der Diskussion um eine „globale Kunstgeschichte“ – regelmäßig in großen Kunstschauen wie der documenta verhandelt – aktueller denn je. Befreit vom berühmten Stigma „Ornament ist Verbrechen“ (Adolf Loos, 1908) hat Ornamentik, bei aller dekorativen Wirkung, immer auch weltanschauliche und symbolische Bedeutung und dient den KünstlerInnen bis heute zur Reflexion über die eigene Kultur sowie als Mittel der Kritik: an politischen Systemen, an weiblichen Rollenmustern, an gesellschaftlichen Konventionen und Erwartungen.
Beteiligte KünstlerInnen
Pattern and Decoration: Brad Davis, Frank Faulkner, Tina Girouard, Valerie Jaudon, Joyce Kozloff, Robert Kushner, Thomas Lanigan-Schmidt, Kim MacConnel, Miriam Schapiro, Kendall Shaw, Ned Smyth, Robert Zakanitch, Joe Zucker
Zeitgenössische Positionen: Polly Apfelbaum, Adriana Czernin, Dan Hays, Christine Streuli, Rashid Rana, Lee Wagstaff, Heike Weber
Förderer
Peter und Irene Ludwig Stiftung
Terra Foundation for American Art
Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West
Unterstützer
Freunde des Ludwig Forums für Internationale Kunst e.V.
Kooperationspartner:
mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
Das Projekt wurde vom Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen initiiert und in Kooperation mit dem mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien realisiert.