Der Ausbau des Forschungsflugplatzes am Standort Aachen-Merzbrück bietet die große Chance für die gesamte Region, die internationale Luftfahrtindustrie aktiv mitzugestalten. „Die hohe Dichte an Forschungs- und Industrieakteuren der Luftfahrt bieten eine sehr gute Ausgangslage für eine Standortentwicklung mit internationaler Strahlkraft. Hier kann ein Modell für innovative Mobilität und zukunftsfähige Produktion entstehen.“

Im Zuge des Ausbaus des Flughafens Merzbrück wurde die Start- und Landebahn auf 1.000 m verlängert. Dies bietet nun auch die Möglichkeit für kleine Passagiermaschinen, wie die 8-sitzige Pilatus PC 12, in Merzbrück zu starten und zu landen. Darüber freut sich Manfred Fahr, der den Flughafen Merzbrück schon eine kleine Ewigkeit kennt und der nun auch sein Geschäftsmodell von der schnellen und unkomplizierten Beförderung von Geschäfts- und Privatleuten verwirklichen und umsetzen kann.
Euregio aktuell sprach mit Manfred Fahr u. a. über "Fractional Ownership" sowie die Freiheit und den Komfort ein Privatflugzeug zu nutzen:
Herr Fahr, "Fractional Ownership", was versteht man darunter?
Fractional Ownership bedeutet ganz allgemein „Teileigentum“. Erfolgreiche Beispiele für Fractional Ownership sind Firmen wie zum Beispiel NetJet, Jet Fly oder EAPC in Charleroi, die uns jeden Tag zeigen, wie interessant eine Beteiligung an einem solchen Konzept sein kann. Die Firma EAPC in Charleroi konnte ihre seit 2012 stetig wachsende Flotte von bisher sieben Pilatus PC 12 in den letzten Wochen um weitere zwei PC 12 auf jetzt neun Flugzeuge erweitern.
Eine solche Fractional Ownership Company möchte ich gerne in Aachen gründen, da wir aufgrund des Ausbaus des Flugplatzes Merzbrück jetzt die Möglichkeit haben, mit der PC12 von hier zu operieren. Fractional Ownership ist ein sehr amerikanisches Geschäftsmodell. Man kauft einen Anteil an einem Flugzeug und das Recht auf eine bestimmte Flugstundenzahl. In der Praxis sieht das so aus, dass der Teileigner spätestens 1-2 Tage vor seinem geplanten Flug anruft und seinen Flugwunsch durchgibt.
Zum gewünschten Termin steht dann das Flugzeug bereit und fliegt ihn zu seinem Ziel. Die von uns gewählte Pilatus PC 12 bietet überzeugende Vorteile: Sie ist schnell und komfortabel, besitzt eine große Reichweite und kommt auch mit kurzen Start- und Landebahnen zurecht. Die Kabine bietet angenehm viel Platz. Typischerweise finden sich hier acht bequeme Passagiersessel, sowie Toilette und Minibar. Natürlich gibt es eine Leselampe an jedem Sitz sowie Anschlüsse für den Laptop.
Kann man auch Fracht transportieren?
Einer der Vorteile der PC 12 ist eine große Frachttüre an der linken Seite, so dass man auch sperrige Güter transportieren kann.
Wie schnell ist das Flugzeug und wie weit kann man damit fliegen?
Unsere typische Reiseflughöhe beträgt zwischen 8.000 und 10.000 Metern. Dabei erreichen wir eine durchschnittliche Geschwindigkeit von ca. 520 Stundenkilometern bei einer Reichweite von bis zu 3.500 Kilometern.
Das heißt, man könnte beispielsweise von Aachen-Merzbrück aus nach Mallorca fliegen?
Nicht nur das, wenn wir uns früher beim Aachener Kontrollturm für Flüge etwa zur Dahlemer Binz oder aber von mir aus nach Juist oder Norderney abgemeldet haben, so können wir uns heute für Flüge nach zum Beispiel Palma de Mallorca, Ibiza, Malaga, Tunis, Catania, Lissabon, Sofia, Bukarest, Kiew, Helsinki oder Trondheim abmelden. Alles nonstop.
Wer sind denn die typischen Nutzer dieser Flugzeuge?
Nun, es gibt eigentlich keine typischen Nutzer. Das können sowohl Privatleute sein, als auch natürlich Unternehmen, die Niederlassungen und Kunden in ganz Europa haben und mit diesen eben nicht nur über Videokonferenzen kommunizieren wollen.
Denken sie, dass es sich für ein Unternehmen lohnt, einen Anteil an einem Geschäftsflugzeug zu erwerben?
Eine schwierig zu beantwortende Frage. Wer sich mit der Geschäftsfliegerei näher befasst, stößt auf einige Besonderheiten. Zunächst gibt es in aller Regel keine nachvollziehbare, das heißt dokumentierte Begründung für ihre Wirtschaftlichkeit. Das ist umso überraschender, da die Halter von Geschäftsflugzeugen ausnahmslos unternehmerisch handelnde Personen sind, die ihre Entscheidungen für Investitionen stets von Berechnungen über die Wirtschaftlichkeit und Rentabilität abhängig machen.
Warum ist der analytische Beweis der wirtschaftlichen Überlegenheit eines Geschäftsflugzeuges so schwierig?
Es gibt 2 Herausforderungen. Zunächst muss der Nutzen sogenannter weicher Faktoren bewertet werden. Hierzu gehören unter anderem folgende Zielgrößen:
- Wertschöpfungszuwächse durch Zeitgewinn
- Flexibilität durch Unabhängigkeit von Flugplänen
- Sicherheit durch Vermeidung von Terroranschlägen
- Vertraulichkeit durch Umgehung der „Vermassung“ im Linienflug
- Präsenz durch direkte Kontakte statt Videokonferenzen
- Standortwahl durch Nutzung dezentraler Kostenvorteile
Eine weitere Herausforderung besteht in der Erfassung harter Faktoren, das heißt empirisch gesicherter Daten alternativer Verkehrsmittel, zum Beispiel Bahn, Pkw, Linienflug:
- Verspätungen
- Verkehrsstaus
- Flugstreichungen
- Flugplanlücken
- Entfernung der Kunden zum nächsten großen Airport
Der Nachweis der wirtschaftlichen Überlegenheit des Geschäftsflugzeugs erfolgt über eine Kosten-Nutzen-Analyse, in der sowohl „weiche“ als auch „harte“ Faktoren bewertet werden. Diese Vorgehensweise hat einen bedeutenden Vorteil, denn sie entspricht einer Vorgabe des BFH (Bundesfinanzhof), sich bei Investitionen so zu verhalten wie ein „ordentlicher und gewissenhafter Unternehmer“.
Wer diese Forderung erfüllt, muss sich in einer Steuerprüfung der Frage nach der Angemessenheit nicht mehr stellen. Natürlich bin ich mir darüber im Klaren, dass eine große Anzahl Menschen in unserer Bevölkerung der Nutzung von solchen Flugzeugen unter Umständen skeptisch gegenübersteht. Ich bin aber der Meinung, wer bessere Universitäten will, muss auch Besserverdienende bejahen, die ihrerseits Erfolge aufweisen und damit den Ansporn zur Nachahmung schaffen. Nutzer von Geschäftsflugzeugen gehören zu diesen Erfolgspersonen. Solange sie jedoch einer kritischen Öffentlichkeit durch mangelnde Transparenz ausweichen, schaden sie sich selbst: So wird weder gesellschaftlich noch steuerlich Akzeptanz erreicht.
Muss ich denn als Unternehmer oder Privatperson gleich einen Flugzeuganteil kaufen, wenn ich einmal mit Ihnen fliegen will?
Selbstverständlich können interessierte Kunden gerne erst einmal die Vorteile eines privaten Fluges mit uns testen, ohne direkt einen Anteil am Flugzeug zu erwerben. Senden Sie eine Mail an info@quality-wings.com und buchen Sie einen Termin. Gerne stehe ich auch jederzeit für ein persönliches Gespräch zur Verfügung.
Herr Fahr, wir danken Ihnen für dieses Interview und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg bei der Fliegerei und Ihrem Geschäftsmodell in Aachen-Merzbrück.