Ein Ort mit Symbolwert: Rund zwei Monate nach der für unsere Region so verheerenden Flutkatastrophe hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen die Mitglieder ihrer Vollversammlung zur Sitzung in das Berufsbildungszentrum Euskirchen (BZE) eingeladen. Die Einrichtung und viele Gebäude der renommierten Ausbildungsstätte in gemeinsamer Trägerschaft von IHK, Handwerkskammer Aachen und dem Kreis Euskirchen haben durch das Hochwasser erheblichen Schaden genommen. Wiederaufbau ist hier – wie an vielen anderen Stellen in der Region – das Gebot der Stunde. „Lassen Sie uns das als Chance sehen!“, appellierte IHK-Präsidentin Gisela Kohl-Vogel.
Da die BZE-Gebäude teilweise bereits vor der Flutkatastrophe sanierungsbedürftig waren, ist die Wiederherstellung dieses Zustands kein erstrebenswertes Ziel. Vielmehr soll ein Neubau unter dem Arbeitstitel „Zukunftswerkstatt“ moderne Unterrichtskonzepte und Synergien zwischen den Gewerken ermöglichen. Eine Initiative, die Kohl-Vogel ausdrücklich unterstützt: „Das BZE muss nicht nur ein herausragender Bildungsort für Euskirchen bleiben, sondern einen besonderen Beitrag für ein positives Image unserer Wirtschaftsregion leisten.“
Euskirchens Landrat Markus Ramers freute sich, die Vollversammlung der IHK im BZE begrüßen zu können: „Wir erleben das als ein Zeichen der Verbundenheit und der Solidarität. Das tut uns gut.“ Auch bei ihm richtet sich der Fokus jetzt auf den Wiederaufbau. „Wir haben eine Katastrophe erlebt. Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass der Kreis Euskirchen keine zweite Katastrophe erlebt.“ Zentral sei jetzt, dass Unternehmen schnellstmöglich wieder wirtschaften können, um Arbeits- und Ausbildungsplätze zu sichern. Gerade was Letzteres angeht, spiele das BZE eine Schlüsselrolle.
Positiv in die Zukunft schauen: Ohne diese Einstellung werden die immensen Herausforderungen, die der Wiederaufbau mit sich bringt, nicht zu bewältigen sein. Das machten die Impulsvorträge von Bad Münstereifels Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian, Wolfgang Zuraszek, Produktionsleiter des Metallverarbeiters Aurubis GmbH & Co. KG in Stolberg, und von Marc Hausmann, Inhaber des Café Cornelius in Aachen- Kornelimünster, deutlich. Alle drei sind stark, aber auf unterschiedliche Weise von den Flut-Folgen betroffen. Aufgabe sei es jetzt, zu schauen, wo sich im Rahmen des Wiederaufbaus die Chance biete, bereits zuvor notwendige Maßnahmen zur Modernisierung von Infrastruktur in Angriff zu nehmen, sagte etwa Preiser-Marian: „So schlimm die Katastrophe war, so wichtig ist es jetzt, Richtung Zukunft zu denken.“
Fest steht, dass die Aufbauarbeiten die Wirtschaftsregion Aachen auch in den kommenden Jahren noch prägen werden. „Um sie erfolgreich zu gestalten, brauchen wir eine ähnliche Ausdauer wie beim Strukturwandel“, sagte Kohl-Vogel. Jeder sei willkommen, sich einzubringen. Eine besonders einfache Möglichkeit dafür biete sich ab November. Über den gesamten Monat sind die Unternehmer der Region dazu aufgerufen, ihre Stimme bei der Vollversammlungswahl der IHK Aachen abzugeben. Kohl-Vogel: „Nutzen Sie die Chance, über die Zusammensetzung des ‚Parlaments der Wirtschaft‘ zu entscheiden.“