Was passt wohl am besten zu einem neuen Gebäude? Richtig: Etwas pflanzen, was wächst und gedeiht! Und das taten dann auch einige der Über-Dreijährigen der städtischen KiTa an der Stettiner Straße – gemeinsam mit Bürgermeisterin und Vorsitzender des Kinder- und Jugendausschusses, Hilde Scheidt, Susanne Schwier, der Beigeordnete für Bildung, Kultur, Schule, Jugend und Sport und Klaus Schavan, Technischer Geschäftsführer des Gebäudemanagements. Kräuter wie Salbei, Schnittlauch, Basilikum oder Minze haben nun ihren Platz im neuen Hochbeet. Viel Platz haben auch die Kinder und das Personal der neuen KiTa – die schon seit einem Jahr in Betrieb ist. Wegen Corona wurde allerdings die Schlüsselübergabe auf dieses Jahr verlegt.
Susanne Schwier: „Mir ist es immer wichtig zu betonen, dass Politik und Verwaltung beim Ausbau der KiTa-Plätze gemeinsam agieren.“ Etwas, das Hilde Scheidt nur unterstreichen kann: „Die Beschlüsse sind in der Regel einstimmig. Die Kinder in dieser Stadt haben eine Lobby. Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass alle Kinder in Aachen mit KiTa-Plätzen versorgt werden.“
Dies zu realisieren, ist auch Aufgabe des städtischen Gebäudemanagements. Geschäftsführer Klaus Schavan betont: „Wenn man so einen kompakten Grundriss wie hier hat, muss man ganz besonders auf Qualität legen.“ Und das wurde hier umgesetzt.
Lage
Auf dem Grundstück Stettiner Straße 16 befand sich ein eingeschossiges Pavillongebäude, das als eingruppige Kindertagesstätte genutzt wurde. Diese wurde im Rahmen der Baumaßnahme zuerst abgerissen und fachmännisch entsorgt. Die Einrichtung ist durch einen zweigeschossigen Neubau mit vier Gruppen ersetzt worden. Die KiTa wurde während der Baumaßnahmen in die Grundschule Schwalbenweg ausgelagert.
Konzept
Der Neubau wurde in etwa an gleicher Stelle wie der Pavillon errichtet und bildet die südliche Abgrenzung des Schulhofs der Grundschule Driescher Hof. Durch diese Position ist eine fußläufige Verbindung zur Schule möglich. Der Zugang zur KiTa erfolgt wie bisher über die Fußwegeverbindung zwischen Stettiner und Danziger Straße, der Haupteingang ist jedoch auf die Giebelseite verlegt, um einen Kontakt aller Gruppenräume zur Außenspielfläche hin zu ermöglichen. Die hat es Schwier vor allem angetan: „Ein traumhaft schönes Außengelände, dass alle Gruppen durch eigene Zugänge erreichen können.“ An der Feuerwehrzufahrt zur Schule sind vier PKW-Stellplätze errichtet. Bei den vier Parkplätzen wurde ein Behindertenparkplatz, sowie eine Elektrozapfsäule für zwei Elektroautos errichtet. Außerdem wurde hier ein Nebeneingang zur Anlieferung der Küche und Getränke ausgeführt.
Der zentrale Spielflur auf beiden Etagen ist bewusst breit ausgebildet, um neben den Garderobenbereichen auch Spielzonen zu ermöglichen. Von hier aus werden kompakt alle Gruppenräume auf der südöstlichen Seite (Außenspielbereich) und alle Funktions- und Personalräume auf der nordwestlichen Seite (Schulhof) erschlossen. Ein abgetrenntes Treppenhaus verbindet beide Etagen. Zusätzlich ist ein Fluchtbalkon als zweiter baulicher Rettungsweg vor den Gruppen angeordnet. Ein Aufzug macht das Gebäude barrierefrei. „Das Gebäude ist gut bespielbar. Wir waren überwältigt, als wir aus der Auslagerungsphase zurückkamen“, ist KiTa-Leiterin Heike Steffen immer noch begeistert.
Raumprogramm
Es wurden insgesamt vier Gruppen eingerichtet: zwei Gruppen im Erdgeschoss für die Null- bis Dreijährigen, zwei Gruppen im Obergeschoss für die über Dreijährigen bis Sechsjährigen. Insgesamt wurden so 20 U3-Plätze und 50 Ü3-Plätze, insgesamt 70 Plätze, geschaffen. 20 Menschen sind als Personal in der KiTa beschäftigt. „Durch eine solche KiTa steigt auch die Lebensqualität in einem Viertel“, ist Bürgermeisterin Scheidt überzeugt.
Laut Durchführungsverordnung (DVO) KiBiz sind 160 Quadratmeter für eine Ü3-Gruppe und 185 Quadratmeter für eine U3-Gruppe zur Refinanzierung anerkannt. Hieraus leitet eine maximale Gesamtnutzfläche von 690 Quadratmetern ab. Durch die kompakte Bauweise war es möglich, zusätzlich zum vom LVR vorgegebenen Raumprogramm einen Therapieraum zu realisieren. Zur Freude von Klaus Schavan konnte die anvisierte Bauzeit eingehalten werden: von April 2019 bis August 2020. Auch mit den rund drei Millionen Euro blieb man bei den geplanten Baukosten – trotz Corona und entsprechenden Verzögerungen oder einer schwierigen Gründung des Gebäudes, für die Aufschüttungen nötig waren. Schavan: „Und das ist in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich.“ Die Bauzeit wurde trotz aller Herausforderungen eingehalten, auch wegen der sehr guten Zusammenarbeit aller Beteiligten, dem städtischen Gebäudemanagement, der KiTa-Leitung, der KiTa-Gemeinschaft, dem Fachbereich Kinder, Jugend und Schule und der Grundschule Driescher Hof.
Gestaltung / Baukörper
Der kompakte, rechteckige Baukörper hat eine vorgehängte, hinterlüftete Fassade mit großformatigen Fassadentafeln in einem grauen Farbton erhalten. Die Gruppenräume sind nach Süden zur Außenspielfläche hin mit bodentiefen Fenstern ausgebildet, die über den vorgelagerten Fluchtbalkon sowie ein Vordach im Obergeschoss gestalterisch zusammengefasst sind. Die Nebenräume an den übrigen Fassaden haben horizontale Fensterbänder erhalten. Farbige Elemente setzen Akzente in Gelb- und Grüntönen. Das Leitungsbüro im Erdgeschoss ist etwas zurückversetzt angeordnet und farblich hervorgehoben, so dass eine einladende Eingangssituation entsteht, durch die man die rund 700 Quadratmeter große KiTa betritt.
Energetisches Konzept
Die Kombination aus flächendeckender Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sowie Luft/Wasser-Wärmepumpe mit Fußbodenheizung stellt eine besonders effiziente Energieversorgung dar. Eine auf dem Dach montierte PV-Anlage rundet das Konzept ab. Da das Gebäude energetisch optimiert ist, wird überschüssige Energie aus der PV-Anlage an die benachbarte Grundschule weitergegeben.
Kenndaten im Überblick
· Neubau: vier Gruppenräume mit Nebenräumen, zwei Ü3-Gruppen und zwei U3-Gruppen
· Baubeschluss: Dezember 2017
· Einreichung Bauantrag: Februar 2018
· Baugenehmigung: September 2018
· Ausführungsstart Abbruch: November 2018
· Fertigstellung Abbruch: Dezember 2018
· Ausführungsstart Neubau: April 2019
· Fertigstellung Neubau: August 2020
· Kosten: 3.02 Millionen Euro
· Netto-Raumfläche: ca. 703 m²
· Brutto-Grundfläche: ca. 927 m²
· Förderung: Die Maßnahme wurde über Fördermittel und diverse Pakete wie das 10-Kita-Programm finanziert
· Pandemie: Trotz „Coronazeit“ wurden der Fertigstellungstermin und die vorgesehenen Kosten eingehalten.
Am Bau Beteiligte
· Architekten: Herkrath + Herkrath Architekten PartGmbB, Aachen
· Technische Gebäudeausrüstung Heizung/Sanitär/Lüftung: Ingenieurbüro rapita, An der Eickesmühle 22, Mönchengladbach
· Technische Gebäudeausrüstung Elektro: Reuber Ing. Büro GmbH, Mühlenweg 4, Düren
· Landschaftsarchitekten Entwurf: 3PLUS Freiraumplaner, Bendstraße 50, Aachen
· Begleitung TGA: Dipl.-Ing, Claudia Kreutz-Tournay und Dipl.-Ing. Matthias Engelhardt, Gebäudemanagement Stadt Aachen
· Projektleitung: Dipl.-Ing Architekt, Herr Leonidas Papadopoulos, Gebäudemanagement Stadt Aachen
Besonderheiten / Herausforderungen
· Schwierige und aufwendige Gründung des Gebäudes / Aufschüttung
· Sicherheitsmaßnahmen für die benachbarte Schule und Turnhalle während der Bauzeit / Feuerwehrdurchfahrt, Lärmbelästigung
· Corona-Pandemie:
o Ausfall der Handwerker
o Schwierigkeiten und Verzögerung der Materiallieferung
o Preiserhöhung der Materialien