Unter dem Thema "Parastomale Hernie - Konservative Therapiemöglichkeiten" erläuterte Pflegeexperte Jozo Petrovic die Wege, die eine Operation verhindern können. Das Tragen einer Bandage, leichtes und auf den Patienten abgestimmtes Bauchmuskeltraining, eine passende Stoma-Versorgung oder die Versorgung mit Mieder und Leibbinden nach Maß sind dabei nur einige der Optionen. Ein Stoma kann sowohl im rechten, als auch im linken Unterbauch angelegt werden.
Jedoch gibt es diverse Arten von Stoma: Das Colostoma ist die häufigste Form und betrifft den Dickdarm, das Ileostoma ist ein Stoma des Dünndarms und das Urostoma bezeichnet ein Stoma zur Urinableitung. Bei der parastomalen Hernie treten Darmteile durch eine Bauchwandlücke neben dem Stoma auf. Die Inzidenz liegt bei 40 bis 50 Prozent. Aber egal welcher Fall vorliegt und was die daraus resultierenden Konsequenzen sind, das A und O sei eine enge Zusammenarbeit zwischen Patient, behandelndem Arzt und Stomatherapeuten, so Petrovic. Ist eine Operation jedoch unumgänglich, so gibt es auch hier verschiedene Vorgehensweisen, wie Dr. med. Marc Christoph Niewiera, leitender Oberarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, in seinem Vortrag betont.
"Wenn eine Bandage oder ähnliches nicht mehr ausreichend ist, dann ist eine Operation leider notwendig. Eine Möglichkeit ist ein Dünndarmstoma, was einerseits viel Platz und eine unauffällige Versorgung garantiert, andererseits aber größere Stuhlmengen mit sich bringt und vor allem die erforderliche Flüssigkeitszufuhr bei älteren Menschen häufig problematisch macht", erklärt Niewiera. Bei einem Kolostoma kommt es indes seltener zu Hautirritationen und es wird eine geringe Stuhlmenge ausgeschieden, aber die Lage im Oberbauch ist kosmetisch ungünstig und es ist eine große Rastringgröße erforderlich. Dennoch betont Niewiera, dass bei Weitem nicht alle, die eine Hernie haben, auf den Operationstisch müssen. Bei Entleerungsproblemen, chronischen Schmerzen oder Darmeinklemmungen sei dies allerdings notwendig.
Notwendig ist auch eine ausreichende Stoma-Pflege, wie Tanja Ristof (Pflegeexpertin bei Fendel & Keuchen) verdeutlicht. Produkte gebe es zwar jede Menge, so Ristof, die individuelle Beratung sei dennoch das Wichtigste. Denn eine angepasste Lochgröße der Versorgung und die Reinigung der Haut mit angefeuchteten Vlieskompressen sei nur ein Punkt, der zum Wohlfühlen beitrage, ergänzt sie. Damit sich die Besucher ein detailliertes Bild vor Ort machen konnten, zeigten viele Händler aus der Industrie ihre Produkte und gaben Rat und Antworten.
Und auch wenn es mit einem Stoma vielleicht die eine oder andere Einschränkung gibt, so ist Sport dennoch ein wichtiges Thema, über das Ristof ebenfalls informierte. Kleinere sportliche Betätigungen seien mit Hilfe eines Sachets zur Flüssigkeitsbindung oder mit elastischen Fixierstreifen ebenfalls möglich. Bei bestimmten Krankheitsverläufen kann es auch zu einer Stomarückverlagerung kommen. Was die Voraussetzungen dafür sind, erläuterte PD Dr. med. Gabriele Böhm, Oberärztin der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie.
Abgerundet wurde der Informationstag von Stefan Rademacher ( Geschäftsführer des Schulungszentrum SEGEMA), der das Publikum über die Kostenübernahme und Pauschalen unterrichtete. Auch hier gebe es keine Faustregel, stattdessen müsse jeder Fall einzeln betrachtet werden. Allerdings gebe es einige Maßnahmen und Pflegeprodukte, die von der Kasse übernommen werden, betont Radermacher. Ein Tag voller Informationen und Neuheiten mit der Hoffnung, dass vor allem für die Betroffenen ein Leben mit einem künstlichen Darmausgang oder Seitenausgang ganz normal und einfach gestaltet werden kann.
Quelle: Pressestelle des Marienhospitals
Bildunterschrift: Die Organisatoren des 4. Stoma-Tages informierten die 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die neuesten Entwicklungen in der Stoma-Therapie (v.l.n.r.): Jozo Petrovic (Pflegeexperte Stoma, Kontinenz, Wunde), PD Dr. med. Gabriele Böhm (Oberärztin), PD Dr. med. Carsten J. Krones (Chefarzt), Tanja Ristof (Fendel & Keuchen) sowie Dr. med. Marc Christoph Niewiera (leitender Oberarzt).