Diese Entwicklung bildet sich auch in der Städteregion Aachen ab. Auch dort werden aufgrund gesetzlicher Vorgaben 1577 ältere Arbeitslose über 58 Jahre statistisch nicht zu den Arbeitslosen gezählt, weil sie in den vergangenen zwölf Monaten kein Jobangebot erhalten haben oder Arbeitslosengeld bzw.
Hartz IV-Leistungen unter erleichterten Bedingungen beziehen. Genauso skandalös ist, dass ältere Hartz IV-Empfänger am stärksten von Langzeitleistungsbezug betroffen sind, aber kaum arbeitsmarktpolitische Förderung erhalten. In der Städteregion Aachen sind im März 2014 7880 Langzeitleistungsbezieher registriert, die älter als 50 Jahre sind.
Die Aktivierungsquote liegt nur bei 5,6 %. Das heißt, nur jeder 17. erwerbsfähige Leistungsberechtigte über 50 Jahre in der Region erhält die Möglichkeit an einer arbeitsfördernden Maßnahme teilzunehmen.
„Die in unzähligen Sonntagsreden hochgeschätzte berufliche Kompetenz und Erfahrung gerade bei älteren erwerbsfähigen Arbeitslosen wird durch die Ergebnisse des aktuellen Arbeitslosenreports ad absurdum geführt“, kritisiert Roman Schlag, beim Caritasverband für das Bistum Aachen zuständig für Arbeitslosenfragen.
„Dies ist für uns nicht hinnehmbar. Wir fordern eine wahrnehmbare Intensivierung der arbeitsmarktpolitischen Förderungen auch für Menschen über 50, und wir erwarten eine transparente Darstellung ihrer Situation in den Städten und Kreisen im Bistum Aachen.“
Im August 2014 registrierte die Bundesagentur für Arbeit (BA) für NRW 772.668 Arbeitslose. Diese Zahl bildet das Ausmaß der Arbeitslosigkeit jedoch nicht vollständig ab, denn etwa 180.000 faktisch Arbeitslose gingen nicht in die Statistik ein.
Darunter sind rund 50.000 über 58-Jährige, die länger als zwölf Monate kein Jobangebot erhalten haben oder Arbeitslosengeld bzw. Hartz IV-Leistungen unter erleichterten Bedingungen beziehen. Diese erfasst die BA in der Unterbeschäftigungsstatistik und korrigiert so die monatlich verkündete Arbeitslosenzahl auch bei uns nach unten.
Im März 2014 gab es in NRW mehr als 775.000 Hartz IV-Bezieher, die in den vergangenen 24 Monaten mindestens 21 Monate hilfebedürftig waren. Fast 238.000 von ihnen waren älter als 50 Jahre.
Die Zahl der älteren Langzeitleistungsbezieher ist im Vergleich zum Vorjahresmonat außerdem um fast 3.000 Personen, also um 1,2 Prozent gestiegen. In der Städteregion Aachen ist ein Anstieg um 2,90 Prozent zu verzeichnen.
Ältere Hartz IV-Empfänger erhalten kaum arbeitsmarktpolitische Förderung. Das belegen die Aktivierungsquoten der Bundesagentur für Arbeit, die aufzeigen, wie viele der potentiell förderbaren Personen tatsächlich an entsprechenden Maßnahmen teilnahmen: NRW-weit lag im April 2014 die Aktivierungsquote von Hartz IV-Empfängern, die älter als 50 Jahre sind bei 5,9 Prozent, das entspricht jeder siebzehnten grundsätzlich förderfähigen Person dieser Altersgruppe.
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Aktivierungsquote der über 50-Jährigen um 0,5 Prozentpunkte gesunken. In der Städteregion Aachen wurde im April 2014 nur noch jeder 17. erwerbsfähige Leistungsberechtigte, der älter als 50 Jahre ist, durch eine Maßnahme gefördert.
Die Wohlfahrtsverbände in NRW veröffentlichen mehrmals jährlich den „Arbeitslosenreport NRW“, ein Kooperationsprojekt der Freien Wohlfahrtspflege NRW mit dem Institut für Bildungs- und Sozialpolitik (IBUS) der Hochschule Koblenz.
Darin enthalten sind aktuelle Zahlen und Analysen für Nordrhein-Westfalen; Basis sind Daten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Jede Ausgabe widmet sich einem Schwerpunktthema. Hinzu kommen Kennzahlen zu Unterbeschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit und SBGII-Hilfequoten, um längerfristige Entwicklungen sichtbar zu machen.
Der Arbeitslosenreport NRW sowie übersichtliche Datenblätter mit regionalen Zahlen können im Internet unter
www.arbeitslosenreport-nrw.de heruntergeladen werden.
Quelle Text: Caritasverband für das Bistum Aachen e.V.